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Vom Güterzug aufs Schiff: Wie das kanadische Kali umgeschlagen wird

18.12.2023 
Der Logistiker Sebastian Herzig kümmert sich in der Umschlags- und Lageranlage von K+S Potash Canada am Hafenstandort in Vancouver (Port Moody) um die Verladung der Kaliprodukte aus Bethune.

An diesem Ort denkt man eher an Wassersport oder Urlaub als an Warenumschlag im großen Stil: Die Hafenanlage in Port Moody liegt idyllisch im hintersten Winkel des Burrard Inlet am Rande von Vancouver, ganz im Westen Kanadas. Umgeben von Bergen, Wäldern und schicken Häusern ist dies eher ein ungewöhnlicher Ort für einen großen Logistikstandort.

Sebastian Herzig (37) ist hier verantwortlich für den reibungslosen Umschlag der Kaliprodukte aus dem Werk Bethune. „Diese Kali-Verladeanlage spielt eine wichtige Rolle für unsere Logistik in Kanada“, betont er. Die Anlage von K+S ist eingebettet im Terminal-Gelände des kanadischen Betreibers Pacific Coast Terminals (PCT). Sie umfasst unter anderem eine Entladestation für Güterwaggons, 1.260 Meter an Förderbändern sowie einen riesigen, 263 Meter langen und 40 Meter hohen Lagerschuppen für insgesamt 120.000 Tonnen Kaliprodukte. 

Vollautomatische Entladung der Züge

Die großen Güterzüge aus Bethune werden hier in nur acht bis zehn Stunden vollautomatisch entladen. Schiffe mit einer Kapazität von bis zu 70.000 Tonnen haben am Kai der Anlage Platz. Einige Anlagenteile, wie den gigantischen Verladekran teilt sich KSPC mit der Firma Sultran, denn neben Kali werden in der PCT-Anlage in Port Moody auch noch große Mengen an Schwefel, Rapsöl und Glycol umgeschlagen.

„Die Zusammenarbeit hier am Terminal klappt alles in allem sehr gut“, versichert Herzig. „Aber alle Abläufe müssen im Vorfeld genau geplant und abgestimmt werden.“

Jeder Güterzug aus Bethune besteht aus 170 einzelnen Waggons und ist drei Kilometer lang, gezogen von bis zu vier Lokomotiven und beladen mit insgesamt etwa 17.500 Tonnen Kali. Für die 1.800 Kilometer lange Strecke braucht der Zug planmäßig drei Tage. Die Ladung von rund drei Vollzügen passt dann in ein großes Schiff. Steht bei der Ankunft eines Zuges kein leeres Schiff am Kai, so wird das Kali zunächst im riesigen Lagerschuppen zwischengelagert. Zwei bis drei Güterzüge rollen pro Woche aus Saskatchewan nach Port Moody.

Bei der Ankunft fährt der Zug in die Entladeeinrichtung. Waggon für Waggon wird automatisch entladen, in dem unten die Luken der Waggons geöffnet werden. Das Kali fällt auf ein Laufband, das unter der Erdoberfläche die Fracht in den Lagerschuppen befördert. Herzig und Kollegen müssen diesen Prozess nur überwachen. Vom Lagerschuppen aus wird dann zur Beladung eines Schiffes das Kali wieder ausgespeichert, auch das erfolgt über ein Förderband, das bis zum Verladekran am Kai der Anlage führt. 

Zwei Produktarten im Lagerschuppen

Der Lagerschuppen ist zweigeteilt: In einem Abschnitt wird das größtenteils für Brasilien und Lateinamerika bestimmte „MOP gran pink“ (60er Kali granuliert) gelagert, im anderen das Produkt „White Standard“ (60er Kali staubfrei), das in asiatische Länder wie China geliefert wird.  

Die Beladung eines großen Bulkcarriers dauert in der Regel 28 Stunden. Das Kali wird entweder direkt vom Zug-Entladebereich oder über ein weiteres Förderband aus dem Lagerschuppen zum rund 100 Meter entfernten Kran befördert. Von dort aus rieselt das Kali über eine Schurre rund 20 Meter nach unten in den Laderaum des Schiffes. „Bei Regen müssen wir die Beladung des Schiffes unterbrechen, da Feuchtigkeit dem Kali schaden würde.“ So kann es durchaus vorkommen, dass der Ladevorgang länger dauert als gewohnt. Ist das Schiff voll beladen, so macht es sich bei einsetzender Flut auf dem Weg aus dem Burrard Inlet in Richtung Pazifik. Bis nach Brasilien braucht ein Schiff rund 16 Tage, wenn es durch den Panama-Kanal fährt. Die andere Route führt um Kap Hoorn, der Südspitze Südamerikas, und dauert etwa 10 Tage länger. Nach China quer über den Pazifik benötigt ein Schiff in der Regel mindestens zweieinhalb Wochen. 

Für den Ramp-up in Bethune gerüstet

Im Jahr 2023 wurden in der Anlage in Port Moody rund 2 Millionen Tonnen Kali umgeschlagen. Tyler McDougall, der Leiter der Logistik-Einheit von KSPC in Vancouver sagt: „Wir bereiten uns derzeit auf den geplanten Ramp-up in Bethune auf eine Produktion von insgesamt vier Millionen Tonnen pro Jahr vor. Die Kapazität hier in der Anlage kann kurzfristig das erhöhte Volumen bewältigen, aber wir prüfen auch alternative Hafenoptionen in ganz Nordamerika.“

Hin und wieder kann es auch zu Störungen im gewohnten Ablauf kommen. Meistens dann, wenn wie zuletzt im Juli 2023 die Hafenarbeiter im Westen Kanadas streiken. Die Verladearbeiter sind alle gewerkschaftlich organisiert. Bei einem Streik steht dann die komplette Anlage still. „Wir müssen in diesen Fällen unsere Güterzüge aus Bethune an andere Umschlagsplätze wie Thunder Bay an den Great Lakes oder Tampa in Florida/USA umleiten“, sagt Herzig. „Das hat im Juli recht gut funktioniert, ist aber logistisch schon ein zusätzlicher Aufwand.“

Internationales Arbeitsumfeld

Herzig pendelt im Rahmen seines Jobs fast täglich zwischen dem KSPC-Büro in Port Moody und der davon rund 3 Kilometer entfernten Umschlags- und Hafenanlage von PCT hin und her. Insgesamt gehören zur Logistikeinheit von KSPC 6 Personen, davon zwei Logistiker in Bethune. Die Nationalitäten sind sehr verschieden: „Ich arbeite hier mit Kolleginnen und Kollegen aus Kanada, China und Indien. Wir haben hier eine tolle Atmosphäre und arbeiten hervorragend zusammen“, schwärmt Herzig.

In seiner Freizeit genießt der aus Sachsen stammende Herzig die Vielfalt hier im Westen Kanadas. Er mag insbesondere Sushi-Restaurants und die Lacrosse Events und deren Community. Die Großstadt Vancouver biete zahlreiche Freizeitmöglichkeiten, auch die Berge und Wälder laden hier zu Ausflügen ein. Da es auch in die Vereinigten Staaten auf dem Landweg nicht weit ist, trifft er sich an freien Tagen hin und wieder mit Freunden und Verwandten in Seattle oder im Urlaub in Kalifornien. „Mir als Expat macht der Aufenthalt hier in Vancouver sehr viel Freunde“, sagt Herzig. Wie es nach Ablauf seiner fünfjährigen Expat-Zeit für ihn weitergeht, steht noch nicht fest. „Auf jeden Fall werde ich weiterhin in der Logistik beschäftigt bleiben. Vielleicht ja an einem anderen Standort von K+S irgendwo auf der Welt.“

Ihr(e) Ansprechpartner

Wudonig michael.wudonig@k-plus-s.com
Michael Wudonig
Pressesprecher Konzernthemen

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